Titel:
GINFORS
Kurzbeschreibung:

GINFORS (Global Interindustry Forecasting System) ist ein zur Analyse internationaler und weltwirtschaftlicher Fragestellungen eingesetztes Modell, das seit 1995 entwickelt worden ist.

Modellbeschreibung:

Die Modellversion GINFORS3 ist die erste GINFORS-Version, die auf einer Zeitreihe von vollständig harmonisierten, nationalen Aufkommens- und Verwendungstabellen (SUT) basiert. Der entsprechende Ausgangsdatensatz, der zusätzlich auch mit umwelt- und energiebezogenen Informationen ausgestattet ist, wurde erstmals 2012 im Rahmen des World Input Output Database Projektes (WIOD, siehe auch http://www.wiod.org/) veröffentlicht. Ergänzt wurde dieser Datensatz um Angaben der Statistikabteilung der Vereinten Nationen (UN) zur Bevölkerung und zum Kontensystem der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen (VGR) sowie um vom Internationalen Währungsfonds (IMF) veröffentlichte Daten zur finanziellen Lage (u.a. Öffentliche Verschuldung).

Aus logischer Perspektive können innerhalb von GINFORS vier miteinander verknüpfte Module unterschieden werden. Im Zentrum befindet sich ein bilaterales Handelsmodul, das die Exporte und Importe von 59 Waren und Dienstleistungen zwischen 38 Ländern (EU27-Länder, Russland, Türkei, Brasilien, Kanada, Mexico, Vereinigte Staaten von Amerika, China, Indien, Japan, Korea und Australien) und einer Region „Rest of World“ erfasst. Von jedem Land erhält das Handelsmodell die Importe und die Exportpreise nach Gütergruppen. Umgekehrt liefert es die Exporte und die Importpreise an alle anderen Länder.

Die Anteile am Handel der einzelnen Gütergruppen sind von Preis- und technischen Trendentwicklungen abhängig. Steigen z.B. die Autopreise in Deutschland in US-Dollar umgerechnet schneller als in den USA, sinken die Marktanteile deutscher Autohersteller in den USA und steigen umgekehrt die deutschen Importe von US-Fahrzeugen.

Für alle 38 Länder wird eine sehr detaillierte Modellierung des sozioökonomischen Systems gewählt. Produktions-, Handels- und Verwendungsverflechtungen werden dabei auf der Ebene von 59 Gütergruppen in einem Input-Output-System abgebildet und um Wirkungen auf die Beschäftigungen konsistent ergänzt. Außerdem werden die Entwicklungen der nationalen Kontensysteme der VGR für die vier institutionellen Transaktoren „Private Haushalte“ und private Organisationen ohne Erwerbszweck“, „Unternehmen“, „Staat“ und „Ausland“ projiziert. Neben vielen Details kann hierdurch für jeden Transaktor die Entwicklung des verfügbaren Einkommens sowie des Finanzierungssaldos betrachtet werden. Darüber hinaus werden globale Umweltzusammenhänge über ein Energie-Emissionen-Modul und ein Ressourcen-Modul umfassend abgebildet.

Das Modell gibt ein realistisches Abbild der Welt, in der Konsumenten, Produzenten und Investoren unter Bedingungen beschränkter Rationalität auf unvollkommenen Märkten den Strukturwandel in den einzelnen Ländern und den Wandel der internationalen Handelsstrukturen gestalten. Das Modell ist hochgradig endogen: Zentrale exogene Variablen sind die Bevölkerungsentwicklung und die Preise der verschiedenen Ressourcen.

GINFORS ist zur Evaluation einzelner Politikmaßnahmen, aber auch zur Analyse von komplexen Szenarien geeignet, die bis zu einem Zukunftszeitpunkt bestimmte Ziele erreichen sollen. Dabei ermöglicht das Modell, die globale wirtschaftliche Entwicklung und die Belastung der Umwelt in Jahresschritten bis zum Jahr 2050 zu simulieren. Dies gilt insbesondere im Hinblick auf

  • die Entwicklung der 35 Wirtschaftsbereiche in 38 Ländern und in einer Region „Rest of World“,

  • internationale Handelsströme für die 59 Produkte,

  • daraus resultierende Auswirkungen auf die zentralen makroökonomischen Aggregate der Länder (z.B. Staatsverschuldung, verfügbare Einkommen der privaten Haushalte),

  • Emissionen, die sich aufgrund des Einsatzes von 28 Energieträgern ergeben sowie

  • die weltweite Nachfrage nach Ressourcen (inkl. Wasserbedarf und der landwirtschaftlichen Bodennutzung).

GINFORS weist somit die Eigenschaften eines vollständig integrierten Simulationsmodells auf: Die Auswirkungen nationaler (umwelt-)politischer Maßnahmen können in alternativen globalen Umfeldszenarien umfassend analysiert werden, wobei auch indirekt induzierte internationale spill-over Effekte stets automatisch mit abgebildet werden.

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